Unglaublich unabhängig

I UNGLAUBLICH UNABHÄNGIG

Colin Lang   Rant: Beschwerden eines Redakteurs

Rosa Klee   Kompositionsratgeber im Test

Fabian Czolbe   Musikkritik zwischen Product-Placement und innovativen Formaten

Mats O. Svensson   Das nordische Modell oder die sozialdemokratische Zeitschriftenpolitik

Bastian Zimmermann   »Presse ist Presse« – Ein Gespräch über Lage von Kulturzeitschriften mit DJV-Hauptgeschäftsführer Timo Conraths

Dorte Lena Eilers   Ein New Deal für den Musikjournalismus? Ein Runder Tisch zu Fragen der (Musik-)Kritik

Kuba Krzewiński   Einige Bitten an Musikkritiker:innen

Rita Argauer   Replik auf Kuba Krzewiński

II SPECIAL

Iuliia Bentia   Cancel Culture in der Ukraine

III POSITIONEN

Christian Wolff, Gisela Gronemeyer; Max Nyfellers Thesen; Skanas Dienas, Lettland; Dries Tack & Mikel Urquiza; Georg Nussbaumer, Berlin; Muzika Vilniui, Litauen; Moers Festival; Young Cage, Halberstadt; Münchner Kammerorchester; African Music Days, München; DLW, Köln; Ensemble New Babylon, Bremen; Kyiv Contemporary Music Days, Berlin; Haus der Ungarischen Musik, Budapest; Alex Paxton; Mirela Ivičević; Moritz Ostruschnjak, München; Kerstin Steeb & Team; Musikbiennale Zagreb; Il Teorema di Pasolini, Berlin; Anestis Logothetis; Spor Festival, Aarhus

EDITORIAL

Die Existenz von Kulturzeitschriften steht einmal wieder auf dem Prüfstand. Die Klage von Lettre International gegen Sinn und Form – wegen Wettbewerbsvorteil als an einer staatlichen Institution herausgegeben Zeitschrift –, die erstmal dazu führte, dass Sinn und Form nicht weiter herausgegeben werden durfte (jetzt doch wieder), hat aufschrecken lassen. Wieso gibt es keine staatliche Förderung von Kulturzeitschriften in Deutschland? Fast jedes an Deutschland grenzendes Land hat eine. Dann fand im November letzten Jahres in Bonn und Berlin ein großangelegtes Symposium zur Zukunft der Kritik statt, Andreas Engström berichtete darüber im Heft #135. Besprochen wurde einiges, aber wenig Relevantes – zum Beispiel die aktuelle Rolle von Kritiker*innen in Deutschland, insbesondere wenn Zeitschriften kommerziell abhängig sind vom Anzeigenmarkt. Und es gibt viele Stimmen: Die einen sagen, Kritiken haben heute gar keine Relevanz mehr, und die anderen beschmieren Kritiker* innen mit Hundekot, weil sie scheinbar doch sehr relevant sind! Also, wo stehen wir – als Zeitschrift, als Autor*innen, als Künstler*innen?

Colin Lang eröffnet das Heft mit einem Rant auf Basis seiner Erfahrungen als Redakteur zweier wichtiger Kunstzeitschriften im deutschsprachigen Raum. Fabian Czolbe steigt dann ein mit den von Autor*innen unterschiedlich handgehabten diffusen Textformen zwischen Kritik und Katalogtexten. Wann wird etwas gefeatured und wann kritisiert, wenn Autor*innen alle Jobs annehmen, um irgendwie damit zu überleben? Mats O. Svensson berichtet schließlich von der Fördersituation in den skandinavischen Ländern. Das Interview mit dem Geschäftsführer des Journalistenverbands Timo Conraths gibt hierzu noch die aktuellen Fakten für die Situation in Deutschland. Bevor es aber dann zum großen Runden Tisch der Redakteur*innen, Autor*innen und Verleger*innen kommt, schulen wir mit Rosa Klee den Geschmacksinn und das Urteilsvermögen im großen Vergleich von Kompositionsbüchern für Anfänger*innen. Wer wird Testsieger*in und führt die Autor*in zu ihrem neuen Hobby? Der Komponist Kuba Krzewiński veröffentlichte in Polen einen Brief an Kritiker*innen, eine Beschwerde über den Umgang mit Werken und Künstler*innen. Wir bringen den Text in deutscher Übersetzung und Rita Argauer reagiert darauf. Auch eine Replik auf die Malkünste eines Bob Ross sind die im Heft verteilten Arbeiten des Künstlers Georg Weißbach aus seiner Serie »The Joy Of Overpainting«, aus der er uns dankenswerter Weise elf Arbeiten zum Abdruck genehmigt hat. Und in den Positionen antwortet Anna Schürmer auf eine Kritik in der FAZ von Max Nyffeler.

Weiter findet sich im Special ein spannendes Essay mit tiefen Einblicken und Stimmen zur derzeitigen ›Cancel Culture‹ in der Ukraine der Wissenschaftlerin Iuliia Bentia.

Wir wünschen viel Spaß und Anregung beim Lesen des neuen Hefts #136 und einen schönen Sommer

Bastian Zimmermann & Andreas Engström