Klänge von morgen schon heute

I KLÄNGE VON MORGEN SCHON HEUTE

Rosa Klee   Rant: Deutschland als Konzert

Andreas Engström   Entweder wir gewinnen oder wir verlieren – Interview mit Clara Maïda

Anna Schürmer und Julian Kämper   Für und über Geld schreiben – ein OpenDoc

Nina Noeske   Hörarbeit mit Fremdarbeit – Thema ›Geld‹ bei Johannes Kreidler

Sandris Murins   Non-Fungible Token Pieces – Interviews mit Malte Giesen, Bnaya Halperin-Kaddari, Lore Lixenberg, Dmitri Kourliandski, Jacques Zafra und Line Tjørnhøj

Bill Dietz   Etwas mehr als nur Wert …

Annette Kelm   Fotostrecke

Fabian Peltsch   Chinesischer Metal zwischen Staat und Underground, Rockkultur und Avantgarde

II SPECIAL

#MoneyMustBeFunny

mit Monika Nuber, Gavin Gamboa, Detox – Anton X/Maja vK, Niels Lyhne Løkkegaard, Rochus Aust, Susanne Bosch, Nick Roth, Jana De Troyer und Cheong Kin Man & Marta Stanisława Sala

POSITIONENSHOP

Nico Sauer × Positionen × Studio Pandan

III POSITIONEN

Music we’d like to hear, London; Ed McKeon – Heiner Goebbels; Frequenz_Festival Kiel; Sound Art in Public Spaces, Århus; Ain Bailey, Köln; Stellan Veloce, Laurie Tompkins; Thomas von Steinaecker, David von Bassewitz – Stockhausen; Markus Müller – Free Music Production; Trans & Nonbinary Voices; Nordic Music Days, Reykjavík; Donaueschinger Musiktage; Katarzyna Krakowiak-Bałka, Paris; Kontakte, Berlin; Verortung, Köln; Atonal, Berlin; Wien Modern; Klangwerkstatt, Berlin

EDITORIAL

Positionen goes shopping – zusammen mit dem Künstler und Komponisten Nico Sauer präsentiert das Magazin eine Kollektion an Arbeiten: Klangideen in Form von NFTs, bezahlbar in Ethereum. Mit dem Kauf einer Klangidee nimmt die Käufer*in Teil an einer in allzu naher Zukunft abzusehenden Wertsteigerung. Ideen werden Wirklichkeit – im Geiste und Portemonnaie ihrer Besitzer*in.

Über das Verhältnis von Geld und Kunst wird immer gestritten, dass kennt jede*r, die sich in der Kulturszene bewegt. Aber das Geld – oder sprechen wir lieber von Wert – tritt in verschiedenen Formen auf; einerseits wie Kunst beurteilt wird und, wie Geld und Werte auch konkret in einem künstlerischen Konzept integriert werden können.

Ein Beispiel dazu gibt die Komponistin Clara Maïda in ihrem Triptychon Lostery, das vom Glücksspiel ausgeht. Ihr Interesse am Zufall und Risiko arbeitet sich an den neuropsychologischen Prozessen ab, indem sie den Ausgangspunkt ihres Kompositionsprozesses bilden. Um Kunst und Wert handelt es auch in Bill Dietz’ Essay. Hier steht aber eher in Frage, wie könnte man eine andere Ebene der allgegenwertigen ästhetischen Erfahrung wertschätzen, auch wenn es sich nicht in erster Linie um Kunst handeln soll? Ein Pendant zu dem Text ist der Austausch zwischen Anna Schürmer und Julian Kämper in dem u.a. die gleichzeitig ›weichen‹ als ›harten‹ Werte wie Uraufführungen, Instrumentation, Zeitdauer und Konzept diskursiv auseinander genommen werden.

Ein Beispiel bei Schürmer und Kämper ist die Arbeit des Komponisten Johannes Kreidler. Wenn es um den künstlerisch-kritischen Umgang mit Geld und Wert in den letzten 10 bis 15 Jahren geht, mit einer unheimlichen Fähigkeit ins Herzen unserer hypokritischen Kulturgesellschafft zu treffen, ist Johannes Kreidler einer der Schlüsselfiguren. Nina Noeske nimmt sich dem in ihrem Essay an.

Seit ungefähr dieser Zeit, 2010, hat das Monetäre die Gesellschaft in ihren Strukturen verändert: Wir meinen die Kryptowährungen. Ein globales wie virtuelles Phänomen, das auch die Kunst beeinflusst. »Dieser neue Markt kreiert auch so etwas wie einen neuen Raum für Kunst.«, meint Dmitri Kourliandski im Interview mit Sandris Murins. Wie, wie weit und in welcher Form die NFT-Kunst sich in Zukunft entwickeln wird, wissen wir noch nicht. Einige Indikatoren können wir aber in den Interviews mit den sechs doch erstaunlich unterschiedlich arbeitenden NFT-Komponist*innen spüren. Tatsächlich projiziert Geld und Wert die Klänge von morgen schon heute. Ergänzend zu den Interviews zeigen wir im Special zeitgenössische Werke und Konzepte, die das Geld und Werte selbst thematisieren. Wir danken all den Künstler*innen für die Einsendungen auf unseren Call! Und Annette Kelm für die Bildstrecke, in der das Geld in den Bäumen wächst.

Die Autorin und Musikerin Rosa Klee macht mit ihrem Text »Deutschland als Konzert« den Startschuss für unsere neue Rant-Reihe.

Wir wünschen viel Spaß und Anregung beim Lesen dieses Hefts #134!

Andreas Engström & Bastian Zimmermann